Alan Turing 1939 (ganz vorn)

Rein formal betrachtet und auf die Frage der Rechenleistung beschränkt, ist die in dem Artikel von 1937 beschriebene Universalmaschine das exakte logische Äquivalent des Computers, auch wenn sie ihn um ein Dutzend Jahre vorwegnimmt. Es finden sich dort insbesondere die Ideen der Programmspeicherung, programmierter Kalküle und äußerster Allgemeinheit, die man im Werk von Babbage vergebens suchen würde. Es wäre also reizvoll, den Computer als Realisation des logischen Automaten von 1937 zu betrachten, zumal es dasselbe Individuum ist, das nacheinander an der Konzeption beider beteiligt war.
Der Computer hätte also zunächst in Idealgestalt existiert, bevor er sich in einer wirklichen Maschine inkarnierte. Man muß dieser Versuchung jedoch widerstehen. Die universale Turingmaschine in dem Artikel von 1937 ist letztlich nur ein sehr ingeniöses Beweisinstrument zur Lösung eines mathematischen Grundlagenproblems. Erst als er während des Krieges elektronische Hochgeschwindigkeitsrechner gesehen hatte (erneut taucht hier der Faktor Geschwindigkeit auf!), kam Turing dazu, seiner Universalmaschine einen ganz anderen Sinn zu verleihen. Und zwar machte er daraus den nicht bloß möglichen, sondern konkret und problemlos konstruierbaren Träger einer künstlichen Intelligenz.