Die abenteuerliche Entwicklung der Mikroinformatik hat dazu beigetragen, das lineare »Generationen«-Schema wieder in Frage zu stellen. War die Entwicklung des Mikroprozessors die eigentliche »Ursache« für den Erfolg des Personal Computer? Nein, sie war nur ein Ereignis unter anderen, das seinen Sinn und seine Dynamik erst im Rahmen eines Kampfes gegen die Riesen der Informatikbranche gewann. Nennen wir aus dem Sammelsurium der Faktoren, die sich die Gründer der ersten Mikrocomputer-Firmen zunutze machten: die Programmiersprache Basic; Schnittstellen, die auch von Leuten benutzt werden konnten, die keine professionellen Informatiker waren; die Gegenkulturbewegung, die ihren Höhepunkt in den siebziger Jahren in den Vereinigten Staaten erreichte; Risikokapital-Gesellschaften auf der Jagd nach raschen Profiten; und so weiter. Mit den innovativen Unternehmen von Silicon Valley erschienen in der Geschichte der Informatik andere soziale Akteure auf der Bühne als der Staat, die Wissenschaft und die Großkonzerne. 1976 verband IBM mit dem Mikroprozessor etwas anderes als Apple; es waren in der Tat inkompatible »Welten«, das heißt unterschiedliche Netze von Allianzen, in die er hier und dort eingebunden war. Dieses Beispiel legt den Gedanken nahe, daß »kausale« Erklärungen (in diesem Falle: eine neue Etappe der Miniaturisierung gedruckter Schaltkreise) in der Geschichte der Techniken manchmal ohne Belang sind. Interessanter scheint es, hervorzuheben, in welcher Weise die Akteure Situationen, technische Anordnungen und soziale Kräfte zum eigenen Vorteil deuten, »umwidmen« oder »kapern«. Die materiellen Apparaturen sind gewiß bedeutende Wendepunkte in der Geschichte der Informatik, doch liefern sie keine verläßlichere und eindeutigere Determination als die großen Ereignisse (wie der Zweite Weltkrieg) oder das Genie der Mathematiker. |