Der Name Stibitz ist mit der ersten umfangreichen und systematischen Verwendung von Telefonrelais für digitale Rechenoperationen verknüpft. Das Telefonrelais ist ein Schaltglied', das seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Gebrauch ist. Man bezeichnet diese Technologie als elektromechanisch, weil dabei ein elektrisches Signal die Bewegung eines mechanischen Teils auslöst. Nach den Lochkarten und Lochstreifen liefert uns die elektromechanische Technologie ein weiteres Beispiel für eine »Umwidmung«. Es wäre absurd zu behaupten, man habe fast vierzig Jahre gebraucht, die Verwendungsmöglichkeit der Telefonrelais für das digitale Rechnen zu »verstehen«. Ehe die Computerkonstrukteure versuchten, die Relaisvorrichtung für ihre Zwecke anzuzapfen, gehörte dieses Element in einen ganz anderen Verwendungsbereich. In der Tat liefen Ende der zwanziger Jahre in Europa einige verstreute Projekte und Pläne um, welche die Verwendung von Relais für Rechenmaschinen vorsahen. Doch sie blieben folgenlos. Die einzige bedeutendere Nutzung von Relais für Zwecke außerhalb des Fernmeldewesens fand auf englischen und amerikanischen Rennbahnen statt. Dank der Informationen, die von Hunderten von Wettschein-Verkäufern eingingen, konnten die »Totalisatoren« unmittelbar die Anzahl der Wetten auf jedes Pferd angeben. Zwischen der Funktionsweise des Totalisators und der des Telefons besteht eine auffällige Ähnlichkeit: beidemal geht es um Kommunikation über größere Entfernungen ohne Zeitverzögerung. Die amerikanische Telefongesellschaft Bell war vermutlich zu stark von der üblichen Verwendung des Relais geprägt, als daß sie eine Vorreiterrolle bei seiner Nutzung für einen anderen Zweck hätte spielen können. Erst als aus dem Steckenpferd eines ihrer Ingenieure mit einem Mal ein offizielles Projekt wurde, wagte sie den Schritt. |
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