Schon ehe von Neumann hinzustieß, trug sich die Gruppe der Moore School mit dem Gedanken an den Bau einer neuen Maschine, die weniger Röhren enthalten, billiger herzustellen und leichter programmierbar sein sollte. Die Gruppe hatte mit größtem Interesse die Funktionsweise des Model 5 von Stibitz untersucht, dessen Programm binär auf Lochstreifen codiert war. Was die Reduktion der Zahl der Röhren angeht, hatte Eckert für den Bau eines neuen Radarmodells eine elektronische Vorrichtung erfunden, die auf dem piezoelektrischen Effekt beruhte: die Quecksilberverzögerungsleitung. Er hatte vor, diese Technik für den Speicher der neuen Maschine zu verwenden. Wenn man es geschickt anstellte, konnte die Quecksilber-Verzögerungsleitung die Anzahl der Röhren, die für die Informationsspeicherung in den Registern der Maschine benötigt wurden, auf ein Hundertstel vermindern. Bei den Speichertechnologien der frühen Computer findet man also erneut jene Neuverwendungen, Umwidmungen und Umdeutungen, die den technischen Erfindungsgeist kennzeichnen. Für den Speicher seiner Maschine am Institute for Advanced Study wird von Neumann bei RCA die Idee aufschnappen, ein »Ikonoskop« oder »Selektron« zu verwenden, eine Art Kathodenstrahlröhre ähnlich der in den ersten Fernsehempfängern. Später, auf den Macy-Konferenzen', schlug er übrigens ein Modell des menschlichen Gedächtnisses nach dem Vorbild des Ikonoskops vor. Richtig funktionieren sollte das »Selektron« freilich nie.