Jeder Gedanke hat gewiß bei uns eine besondere relative Stellung der Teile unsers Körpers, die ihn allemal begleitet, allein Furcht oder überhaupt Zwang ersticken und hemmen sie oft ohnerachtet sie freilich nicht allemal so heftig sind, daß sie andern in die Sinne fallen, so sind sie doch da und der Geist zeigt sich desto freier je weniger er diese äußere Bewegungen an sich halten darf, denn ein solches zurückhalten schadet dem freieren Fortgang der Gedanken ebensosehr als der Zorn, den man nicht darf ausbrechen lassen. Daher sieht man warum in einer Versammlung von den vertrautesten Freunden die guten Gedanken sich selbst nach und nach herbeiführen.
Lichtenberg: Sudelbücher - Heft A-35