Wer Unterricht geben will von dem kann man mit Recht verlangen, daß er alles in einem Ton sage, der zu erkennen gibt, daß er auch im Fall der Not welchen annehmen könne. Es mag nun sein was es will, billig oder nicht, Erbsünde oder Adel der Seele, genug wir lesen lieber wo wir glauben unsere Stimme sei wenigstens nötig dazu um das draus zu machen wofür es der Verfasser ausgibt, sollte es auch weiter nichts sein als ein: Wenn Sie so glauben, so mag es denn sein. Seine Zweifel zu sagen ist einem freigebornen Menschen erlaubt, er darf mit seinen Meinungen handeln. Wenn er seinen Handel versteht, so muß er wissen was contrebande im Lande ist, nur biete er sie solchen Leuten an, die sie brauchen können, zwinge sie niemanden auf, weder wie Mandrin mit der Pistole noch auch, wie manche Juden, durch Komplimente oder Tausch gegen abgetragene Stücke. Offen und frei getragen, wer Augen hat zu sehen der sieht, und wer Ohren hat zu hören der höret. Es ist heutzutage Mode geworden das Bücher-Schreiben als den Endzweck des Studierens anzusehen, daher studieren so viele, um zu schreiben, anstatt daß sie studieren sollten, um zu wissen. Was man nur ankauft um es bei der ersten Gelegenheit wieder anzubringen vermischt sich nie recht mit uns, und war nie recht unser. Der Gedanke und der Ausdruck selbst sich anderer Gedanken recht eigen (zu) machen ist schon sehr alt. Man spricht in gemeinen Stadtschulen von in succum et sauguinem konvertieren, aber man gibt, ich wette, diese Redensart oft aus ohne sie zu kennen, man würde sonst nicht so oft Sätze dazu vorschlagen aus denen sich die gesundeste Seele so wenig einen moralischen Chylus bereiten kann, als unser Magen einen aus Feuersteinen.
Lichtenberg: Sudelbücher - Heft B-279