Die theologische Fakultät hat sich öffentlich für eine Schrift des Herrn Senior Goeze erklärt. Man muß aber ja nicht glauben, daß das Göttingische Publikum durch die theologische Fakultät spricht, so wie allenfalls die Universität durch den Professor Eloquentiae. Diese Fakultät besteht aus drei bis vier ganz guten ehrlichen Männern, die niemanden beleidigen es müßte denn durch den Nonsense sein, den sie zuweilen hier oder da sagen. Man zieht den Hut für ihnen ab, aber niemand Vernünftiges hat sich je einfallen lassen sie in Sachen des Geschmacks als Richter zu erkennen. Mir sind sie in vielen Stücken, nicht in allen, wie der Pastor Adams im Fielding. Ohne Gemeinschaft mit der Welt wollen sie die Welt richten, die sie nur aus Büchern und meistens nur aus Büchern ihrer Brüder kennen, sie lesen auch andere, aber mit dem Vorsatz sie zu widerlegen. Sie könnten so lange als sie wollten Dissertationen über den heiligen Geist schreiben, die auch der ehrlichste Christ nicht braucht, und dafür bessere Sachen liest, wodurch Gott mehr gedient wird, allein wenn sie ihre Ehre behalten wollen, so sollten sie nicht über Sachen des Genies urteilen, die auf ihren Spruch nicht warten, die nie unter einer theologischen Fakultät gestanden haben sollten, und die der ewige und gütige Feind aller Barbarei nie wieder darunter kommen lassen wird. Aber eine gründliche Widerlegung, so ruft der Theologe gewöhnlich. Aber sind denn gründliche Widerlegungen nur allein Widerlegungen? Diese Appellation kann man oft der notleidenden Wahrheit nicht versagen, wenn sie vor dem Tribunal des Witzes verloren hat, aber man hat wie mich dünkt recht dem Eigendünkel, dem geistlichen Despotismus diese zweite Instanz nicht zu erlauben. In Riner Streitigkeit wo die Empfindung sich hinter Vernunftschlüsse steckt und im Hinterhalt ficht, da bleibt dem Stolz immer noch Raum sich in einer Art von Selbstüberzeugung sicher zu glauben. Daß sich Leute nicht wollen überzeugen lassen ist nicht allemal ein Zeichen ihrer guten Sache, es beweist nur daß der Weg dazu von Jugend auf sehr eng ist gehalten worden, und welcher Philosoph wird sich die Welt so wenig zunutze machen, daß er, um einen Menschen zu widerlegen, die zuweilen sehr ekelhafte Anatomie seines Meinungen- und Gedanken-Systems studiert, und kennt er dieses, Geduld genug besitzt ihm die Arzenei beizubringen. Unter allen guten jungen Schriftstellern (denn die schlechten tun es nicht, in allen Fakultäten) studieren keine die Verhältnis ihrer gegen die Welt weniger, als die Theologen. Sie erwarten, vielleicht mit Recht, einen Schutz von ihrer Materie, und dieses setzt die meisten schon in den Besitz einer Sache, die der Philosoph, der Dichter, der Redner, der Arzt erst selbst erfechten muß. Wenn mir einer (seine Prose sei noch so festlich) die Vorzüge des Friedens vor dem Krieg beweist, so sage ich ohne Gefahr: Hätte der Narre nicht etwas Besseres schreiben können? Nun aber setze man ich sagte dieses bei einer Abhandlung de Trinitate, anstatt mir wieder so kalt zu antworten wie ich gefragt habe, würde man einen Bann gegen mich auswirken, (meine) Besoldung einziehen und (mich) den Atheist im Städtchen heißen. Was ist bei solchen Umständen zu tun? Nichts als man frage bei einer Abhandlung de Trinitate nicht, hätte der Narre nicht etwas Besseres schreiben können? Wie viele Mühe kostet es uns andere Schriftsteller nicht mit fußfälligen Vorreden [und] alleruntertänigst vorbeugenden Noten nur so viel auszurichten als der Theologe schon für sich ausgemacht findet, ich meine das Vorrecht nicht mit der Geisel in der Hand beurteilt zu werden. [...]