Die ganz gemeinen Leute brauchen dasjenige was ihnen Gott zum Gebrauch in die Hände gegeben hat gewiß zweckmäßiger als wir vornehmen Leute. Ich meine nicht das bißchen Vermögen das ihnen der liebe Gott darbietet, das ihnen die großen Herren mit ihren langen Händen wegnehmen ehe sie es recht brauchen können, sondern was ich meine ist eigentlich Leib und Seele. Der Gelehrte sollte so in seiner Haushaltung denken, wie der gemeine Mann in der seinigen, er denkt ohne zu wissen, daß er etwas tut, was die Gelehiten als ein sicheres Spezifikum gegen Fehler und Irrtümer anraten, wofür aber die meisten als für einem bitteren Tränkchen Abscheu tragen. Die Studierten machen ein Gewerbe aus einem Ding das eine Pflicht ist und bilden sich ein, wenn sie über das denken, was sie tun, sie hätten einen Lohn im Himmel verdient, da es doch nicht um ein Haar mehr verdienstlich ist als bei seiner Frau zu schlafen.
Lichtenberg: Sudelbücher - Heft B-327