(Aus der Anrufung an die Muse)

Was deine Schamhaftigkeit betrifft, gutes Mädchen, so sei nicht allzu gewissenhaft, rede wie du es denkst, ich verspreche, kein unwürdiges Ohr soll es je vernehmen, ich lasse dir zu dieser Absicht das ganze Feld von Dingen offen, die man gerne tut und auch gerne sagt, aber hüte dich bei Verlust meiner Freundschaft etwas zu schwatzen, was man lieber und leichter mit Anstand tut als mit Anstand sagt. Denn wisse, daß was du mir erzählst gewiß von einer oder auch von zwei Damen gehört werden wird, deren Freundschaft ich höher schätze als die deinige.

Lichtenberg: Sudelbücher - Heft B-362