Die Welt so zu erschaffen, wie Epikur, Demokrit, Lesage, ist freilich Verwegenheit. Es kann ganz anders zugegangen sein, allein das ist das leider nur allzu gemeine Argumentum indolentiae. Wir sind Teile dieser Welt, Mitbewohner, und der Gedanke, der in uns lebt und webt, gehörtja auch mit dazu. Da wir nun einmal für allemal in des lieben Gottes Unterhaus sitzen und er selbst uns Sitz und Stimme aufgetragen hat, sollen wir unsere Meinung nicht sagen? Wenn wir sie nicht sagen sollten und nicht sagen dürften, so würden wir sie nicht sagen können. Ich glaube, wozu der menschliche Geist Hang fühlt, (und wozu fühlt der gute Kopf mehr als zu diesen Versuchen) da soll man ihn ja gewähren lassen. Es unterbleibt nicht und darf auch nicht unterbleiben, und kann nicht unterbleiben. Daß eine vernünftige Religionspolizei hierüber etwas waltet, ist wie ich glaube recht gut. Nur muß dieses nicht durch gedruckte Befehle im Detail bestimmt geschehen, dieses ist eine abscheuliche Sache. Denn der Befehl, wenn er auch noch so gut abgefaßt ist, kann sich nicht in das Detail einlassen, und solange er dieses nicht kann, so kann er ja ebenso vielfältig gedeutet werden als das, dem er Einhalt tun will. Die Sprache der Mandate und Edikte kann bei solchen Gewissens- Angelegenheiten unmöglich durchaus bestimmt sein. Lange Man- date werden nicht gelesen, oder wenn sie gelesen würden, nicht behalten. Man sollte aber nicht deswegen genauere Beobachter niedersetzen, sondern die, welche die allgemeine Befehle geben, die generischen, sollten die daraus entstehenden spezifischen zu mode- rieren wissen. Stellen Sie sich vor, was das werden würde, wenn der liebe Gott einmal die Geschöpfe nach dem Linneschen System behandeln und füttern wollte. - Die Menschen, so sehr sie auch im Zeichenbuch einander ähnlich sehen, sind unter sich unendlich verschieden, und da die Größe überhaupt etwas Relatives ist, so ist hier eine unendliche Verschiedenheit, und wenn wir die Gesinnun- gen der Menschen sehen könnten, wir würden eine Verschiedenheit antreffen, die für das höchste forschende Auge unendlich sein würde, wir möchten nun das nennen, wie wir wollten. - Also jede Religions-Polizei sollte sich so allgemein als möglich in ihren Gesetzen ausdrücken und privatim korrigieren. Du sollst nicht töten; Du sollst nicht stehlen. Das ist recht gut geboten. Aber weiter herab vermehrt sich die Minorität.u.s.w. (2. Februar 89).